Alter Brennstoff – Neue Heiztechnik

Alter Brennstoff – Neue Heiztechnik
CO2-neutral heizen mit Holzpellets

Die Idee

Eigentlich war unsere alte Ölheizung schon 1995 überfällig. Damals haben wir uns zunächst eine Solaranlage mit 6m2 Fläche und einem 400 – Literspeicher gebaut (siehe Energiewende-Magazin 2/96: „Sonnenenergie im Kuhstall“). Abgesehen von der Überdimensionierung der Heizung (doppelt so groß als erforderlich), konnten wir uns nicht entscheiden, ob wir bei Öl bleiben, zu Gas wechseln (liegt vorm Haus) oder eine andere Alternative wählen sollten. Den Durchbruch brachte ein Probetütchen „Holzpellets“, das mir auf der „Welt der Familie“ 2000 eigentlich schon im Gehen in die Hand gedrückt wurde.

Der Brennstoff

… besteht aus „Abfall“, d.h. trockenen Hobel und Sägespänen. Sie werden zu Röllchen gepreßt, besitzen einen hohen Heizwert und sind CO2-neutral. Es darf nur naturbelassenes Holz, das mechanisch bearbeitet wurde verwendet werden. Die Holzart ist egal, aber die besten Pellets gibt’s aus einer Mischung verschiedener Sorten. Das durch Herstellung und Transport entstehende CO2 ist geringer als bei Heizöl und Erdgas. Der Lagerraum ist kleiner und die Heizanlage ist billiger als bei Hackschnitzeln, das macht ihn für die kleinere Heizanlage (1-2 Fam.-Haus) interessant.

Herkunft

Die Technik kommt aus Nordamerika und Skandinavien, wo sie Anfang der 70er Jahre entwickelt wurde. Auch in Österreich sind Pellets schon weit verbreitet. Dort will man in Kürze mehr Pellets- als Ölheizungen haben (Heizöl ist wegen hoher Steuern teuer).Auch in Süddeutschland haben Pelletsheizungen schon eine größere Ve r b r e i t u n g ,während sie bei uns noch relativ unbekannt sind. Als erster Pelletshersteller in unserer Region ist seit Herbst 2001 ein Sägewerk in Trier tätig.

Der Einbau

Nachdem auch mein Schornsteinfegermeister mit dem Kamin zufrieden war, er meinte das könne man machen („… guter Brennstoff “ etc.), bin ich der erste Pelletsverbrenner in seinem Bezirk mit ca. 5.000 Einwohnern. Im Sommer 2001 habe ich den Kessel eingebaut und den Pelletsraum hergerichtet. Die Kosten beliefen sich auf ca. 15.000 DM abzüglich eines Bundeszuschusses vom Bundesamt für Wirtschaft von 4.000 DM plus Wert der Eigenleistung. Die Kosten waren also nicht wesentlich höher als bei einem neuen Ölkessel, ganz zu schweigen von den Investitionen für einen Erdgasanschluß bei Umstellung auf Erdgas. Der Bundeszuschuß ist aber leider inzwischen gekürzt worden. In diesem Zusammenhang habe ich festgestellt, daß den Leuten überteuerte Anlagen mit teuren Pufferspeichern etc. verkauft werden, was bei reiner Pelletverbrennung nicht erforderlich ist.

Das Brennstofflager

Ein trockener Raum im Keller, nicht größer als der Tankraum für Heizöl, ist ausreichend. Weitere Lagermöglichkeiten sind ein unterirdischer Außentank, ein Silo oder z.B. bei Neubauten auf dem Speicher oder in einem neben dem Kamin mitgemauertem Schacht. Beim Transport und der Lagerung entstehen keine Umweltgefahren wie beim Heizöl, was ein wichtiger Aspekt ist, gerade wenn man wie wir in einer Wasserschutzzone wohnt.

Der Kessel

Am Markt sind derzeit reine Pelletskessel, kombinierte Kessel mit zeitweiser Verwendung von Stückholz (Brenner ausschwenkbar) oder Kessel mit gleichzeitiger Verwendung von Stückholz angeboten. Bei mir kam ein kombinierter Kessel zum Einsatz.

Der Ofen

Eine interessante Variante sind spezielle Zimmeröfen – Flamme sichtbar hinter einer Glasscheibe – sowohl als Luftofen als auch kombiniert Luft / Wasser. Auch Einsätze für Heizkamin werden angeboten. In einem Wohnhaus in Landstuhl habe ich eine solche Anlage, die schon seit 2000 in Betrieb ist, besichtigt. Der Besitzer hat seinen Heißluftofen von Stückholz auf Pellets umgestellt und war sehr begeistert zumal ihm die Waldarbeit altersbedingt zunehmend Probleme macht. Der Brennstoff wird als Sackware geliefert und ca. einmal am Tag in einen Vorratstrichter im Ofen gefüllt. Der Ofen zündet elektrisch und ein Thermostat regelt die Zimmertemperatur.

Kein Müll

Die Asche ist ein guter Gartendünger oder Kompostbeigabe.

Preis

1 Tonne Holzpellets kostet ca. 170€ – Sackware ist teurer. Siloware ist preisgleich mit Heizöl bei einem Ölpreis von ca. 33 Cent pro Liter (mit MwSt!). Ein krisensicherer B r e n n s t o ff, unabhängig von OPEC Preisschwankungen etc.. Schafft A r b e i t s p l ä t z e bei uns und die Wertschöpfung bleibt in der Region.

Erste Erfahrungen

Im Herbst letzten Jahres habe ich 2 Tonnen Pellets in schlechter Qualität bekommen (dunkel = hoher Rindenanteil bzw. Schmutz). Es bildeten sich große Schlackebrocken die Probleme machten.

Die Störungen konnte ich jedoch einfach selbst beheben. Durch den Kauf von guter,d.h. heller Qualität lässt sich das vermeiden. Die Form einer Flexschnecke (Spirale), wie bei mir, ist offensichtlich nicht die beste Lösung zur Pelletförderung. Betriebsstörungen bei ungleichmäßiger Füllung und Motorgeräusche sind ab und zu die Folge. Trotz der kleinen Störungen kann ich die Technik nur weiter empfehlen.

Wartung und Pflege

Das Entleeren des Aschekastens alle 1-3 Wochen und das Reinigen des Brennertopfes bei dieser Gelegenheit sind kein Problem. Auch das Entrußen des gesamten Kessel zweimal im Jahr und die Brennerwartung sind einfach zu handhaben. Am Brenner muß z.B. eine Fahrradkette geölt werden. Man wird schmutzig bei der Arbeit, stinkt aber nicht nach Heizöl.

Infos und Beratung

Meine eigenen Erfahrungen: Infocenter der Stadtwerke sind nicht besonders hilfreich „Wir wollen ja Gas verkaufen …“ Energieberater bei Ve r b r a u c h e r z e n t r a l e n muß man erst auf das Thema Biomasse stoßen, bis sie Probetütchen aus der untersten Schublade und Ordner aus dem Regal holen. Im Internet gibt es sehr viele Informationen zum Thema, wenn man bei der Suche die Begriffe „Pellets“ bzw. „Holzpellets“ eingibt. Vielleicht wird man auch bei einem Sommerurlaub in Österreich schlauer. Rückfragen und Besichtigung natürlich auch bei mir:

Ernst Lorenz, Hohlstr. 12, 66459 Kirkel -Altstadt, Tel. „Kontakt mit uns“
Über Zuschüsse: ARGE-Solar oder beim Bundesamt f. Wirtschaft www.bafa.de (externer Link)

Die Pellets

Nach DIN 51731, Holzpreßling der Größe 5 (Länge: < 5 cm, Dicke: 0,4 – 1 cm, Dichte1,0 – 1,4) Geschüttet bringen sie es auf ca. 650 kg/m3 Wasseranteil max. 12% (gut gelagertes Stückholz immer noch ca.20%) Aschegehalt max. 1,5% Heizwert: ca. 4,8 kWh/kg, also entsprechen 2 kg Pellelts etwa 1 L Heizöl.

Lieferformen

Als Siloware: Wird in den Lagerraum geblasen, ab ca. 5 t am billigsten
Als Sackware: Meist in 15 kg Papier- oder Kunststoffsäcken
Qualitätspellets erkennt man an der hellen Farbe = wenig Rinde und Schmutz – wenig Schlacke! Die Oberfläche muß glänzen. Beim Wasserglastest sinken sie ab.

Ernst Lorenz
Veröffentlichung: Energiewende Saarland e.V. Regionalausgabe 2 – Mai 2002


Bilder der Lieferung von Holzpellets am 30.08.2007